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Thesaurus linguae Latinae (TLL)

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Geschichte

Bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert war das vollständige historische Lexikon des antiken Lateins nur ein Wunschtraum; seine Realisierung begann erst 1893 mit dem Entschluss der damaligen fünf deutschsprachigen Akademien, gemeinsam den Thesaurus linguae Latinae zu schaffen (wesentlichen Anteil daran hatten Eduard Wölfflin und Theodor Mommsen); im Jahr 1894 wurde in Göttingen und München mit der praktischen Arbeit begonnen – der Materialsammlung.

Diese war 1899 programmgemäß so weit gediehen, dass in München (seither Sitz des Unternehmens) die eigentliche Artikelarbeit aufgenommen werden konnte; der erste Faszikel erschien 1900.

Allerdings zeigte sich schon in den allerersten Jahren, dass man auch beim Thesaurus – wie bei allen Lexika dieser Größenordnung – die Schwierigkeiten sowie die zeitliche Dauer des Projektes vollkommen unterschätzt hatte. Denn die adäquaten Methoden der Ausarbeitung konnten notwendigerweise erst aus der Praxis entwickelt werden und mussten einem beständig steigenden wissenschaftlichen Anspruch (vor allem im Hinblick auf christliche Literatur und Spätlatein) gerecht werden, sodass man in den ursprünglich für das Ganze veranschlagten 15 Jahren nur bis zur Hälfte des Buchstabens D kam.

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts brachten die Arbeiten immer wieder zum Stocken, sodass 1949 mit der Gründung der Internationalen Thesaurus-Kommission ein organisatorischer Neubeginn gesetzt werden musste. Inzwischen wird das Lexikon von über 30 deutschen und ausländischen Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften gemeinsam getragen und ist nunmehr zu über zwei Dritteln fertig bearbeitet.

Bewusst mit dem programmatischen Untertitel "als Vorarbeit zu einem Thesaurus linguae Latinae" (ab 1900: „als Ergänzung zu dem Thesaurus linguae Latinae“) gab Wölfflin von 1884 bis 1908 in 15 Jahrgängen das "Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik" heraus. Mit einem in die Hunderte gehenden Netzwerk von Philologen wurden Fragestellungen und Methoden durchgespielt, viele die Organisation und Arbeitsweise des geplanten Thesaurus betreffenden Fragen wurden besprochen und Lösungsansätze aufgezeigt. Vieles, was heut selbstverständlich zum Thesaurus gehört, wurde damals entschieden und so lohnt ein Blick in die Aufsätze des Archiv allemal.