Schatzhaus des antiken Lateins
Der Thesaurus linguae Latinae ist das maßgebliche Wörterbuch des antiken Lateins: Als einziges Lexikon bezieht der Thesaurus alle überlieferten lateinischen Texte von den Anfängen bis 600 n. Chr. ein, berücksichtigt also neben der klassischen Latinität auch ausführlich die Besonderheiten der spätantiken und christlichen Texte. Untersucht werden nicht nur literarische Werke, sondern auch juristische und medizinische Gebrauchstexte, Inschriften, Graffiti und vieles mehr.
Die wissenschaftliche Zuverlässigkeit des Thesaurus konnte nicht durch die Revision bewährter Wörterbücher erreicht werden: Denn jahrhundertelang dienten Lateinlexika im Wesentlichen zur Verbesserung der aktiven Sprachbeherrschung, die nur an den besten Stilvorbildern (vor allem Cicero) geschult werden sollte. Um diese einseitige Sprachdarstellung zuverlässig korrigieren zu können, wurde ein Neubeginn nötig.
„Probably the most scholarly dictionary in the world is the Thesaurus Linguae Latinae.”
Encyclopaedia Britannica s. v. „Dictionary”
Basis des Wörterbuches ist das Zettelarchiv, wo der Schatz von rund 10 Millionen Zetteln gehütet wird: Die Texte ab dem Beginn lateinischer Schriftlichkeit bis einschließlich Apuleius (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) wurden vollständig verzettelt, jene der späteren Zeit von Spezialisten exzerpiert. Diese sinnvolle Beschränkung dämmte die Materialmenge auf ein beherrschbares Maß ein. Im Prozess der Ausarbeitung wird nun jeder Beleg für ein Stichwort hinsichtlich Bedeutung, Schreibweise, Prosodie etc. untersucht, bevor Gruppen ähnlicher Belege gebildet werden. Diese Gruppen werden nicht in Form von Listen mit Übersetzungsmöglichkeiten aneinandergereiht, sondern die Bedeutungsentwicklung wird in einem sich verästelnden Schema dargelegt. So wird die Geschichte jedes Wortes beschrieben, und zwar in der Ausgangssprache Latein.
Der Benutzer erhält in jedem Wortartikel die Summe aller wichtigen Beobachtungen und Interpretationen, die er sofort überprüfen kann, da der relevante Kontext der Stellen meist mitzitiert wird. Seit 2002 gibt es den Thesaurus auch in digitaler Form.
Forscher aus aller Welt nutzen die Ressourcen des Thesaurus, und Stipendiaten, die von einigen der über 30 beteiligten in- und ausländischen Institutionen als Mitarbeiter auf Zeit entsandt werden, erhalten hier eine post-universitäre Weiterbildung. So präsentiert sich der Thesaurus als Kompetenzzentrum für das antike Latein.
Kooperationen
In der Internationalen Thesaurus-Kommission sind die acht deutschen Akademien der Wissenschaften sowie je eine Gelehrtengesellschaft der an dem Projekt beteiligten Länder zusammengeschlossen. Derzeitige Delegierte findet man hier.
Australien: | The Australasian Society for Classical Studies |
Belgien: | The Royal Academies for Science and the Arts of Belgium |
Bolivien | Sociedad Boliviana de Estudios Clásicos |
Brasilien | Sociedade Brasileira de Estudos Clássicos |
Dänemark: | Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab |
Deutschland: | Akademie der Wissenschaften in Göttingen |
Akademie der Wissenschaften in Hamburg | |
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz | |
Bayerische Akademie der Wissenschaften | |
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften | |
Heidelberger Akademie der Wissenschaften | |
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste | |
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig | |
Estland: | Eesti Teaduste Akadeemia |
Finnland: | Suomen Tiedeseura – Finska Vetenskaps-Societeten |
Frankreich: | Académie des Inscriptions et Belles-Lettres |
Großbritannien: | The British Academy |
Irland: | Royal Irish Academy |
Italien: | Accademia Nazionale dei Lincei |
Japan: | The Japan Academy |
Kanada: | The Classical Association of Canada |
Kroatien: | Hrvatska Akademija Znanosti i Umjetnosti |
Litauen: | Lietuvos Klasikų Asociacija |
Niederlande: | OnderzoeksInstituut Klassieke Oudheid Studiën |
Norwegen: | Det Norske Videnskaps-Akademi |
Österreich: | Österreichische Akademie der Wissenschaften |
Polen: | Polska Akademia Umiejętności |
Portugal | Centro de Estudos Clássicos |
Schweden: | Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien |
Schweiz: | Schweizerische Vereinigung für Altertumswissenschaft |
Slowenien: | Slovenska Akademija Znanosti in Umetnosti |
Spanien: | Real Academia Española |
Südafrika: | The Classical Association of South Africa |
Tschechien: | Filosofický ústva Akademie věd České republiky |
Ungarn: | Magyar Tudományos Akadémia |
USA: | Society for Classical Studies |
Vatikan: | Pontificia Academia Latinitatis |
sowie: | Fédération Internationale des Associations d’Études Classiques |
Darüber hinaus ist der Thesaurus derzeit Mitglied des Zentrums historische Sprachwissenschaften im Rahmen eines Kooperationsvertrages mit der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Förderung
Dieses Projekt wird als Vorhaben der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und vom Freistaat Bayern gefördert. Dazu kommen Beiträge der Mitgliedsinstitutionen der Internationalen Thesaurus-Kommission sowie weiterer Geldgeber.